Wie viel ist zu viel? Weitsicht, wenn Kinder fernsehen.

"Ich glotz TV", so tönten bereits 1978 Nina Hagen & Band - und kritisierten so auf ihre spezielle Art das Medium Fernsehen. Seit damals ist das Angebot nicht kleiner geworden: Es gibt schier unzählige Sender und Programmangebote, sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag - da fällt es selbst uns Erwachsenen schwer, die richtige Wahl zu treffen. Noch wichtiger ist es, für den Nachwuchs zu entscheiden: Wie viel ist zumutbar, und wie viel ist zu viel?
Hilfreich ist es, sich die Wirkung des TV-Guckens auf unsere Kleinen bewusst zu machen, denn sie haben eine ganz andere Wahrnehmung als wir Großen. So können noch bis zum Alter von fünf Jahren kurze Sendungen zwar verfolgt, Fiktion und Realität aber kaum voneinander unterschieden werden. Ungewohnte Bilder verursachen möglicherweise Angstgefühle, obwohl sie uns Erwachsenen harmlos erscheinen; ein unbekanntes Tier, eine seltsam gekleidete oder geschminkte Person können genügen, um Kindern Furcht einzuflößen. 
Erst zwischen dem sechsten und neunten Lebensjahr wird die Fähigkeit entwickelt, zu erkennen, dass das Fernsehen nicht mit dem "richtigen Leben" gleichzusetzen ist. Und endgültig bewusst werden sich die kleinen Konsumenten dieser Tatsache sogar erst im Alter von zehn bis 13 Jahren - von da an laufen sie weniger Gefahr, die Film- und Fernsehwelt mit der Wirklichkeit zu verwechseln.

Beobachtet man ein Kind beim TV-Schauen, lässt sich an seinen Reaktionen leicht erkennen, ob das Gesehene gut tut oder belastet. Wenn es vor lauter Aufregung an den Haarspitzen oder Nägeln kaut, sich sogar Augen oder Ohren zu hält, sich wegdreht oder versteckt, wird ihm eindeutig zu viel zugemutet. Grundsätzlich sollte nicht unmittelbar vor dem Zubettgehen ferngesehen werden, damit vorher noch Gelegenheit besteht, die Eindrücke zu verarbeiten.

Richtlinien für altersentsprechende TV-Nutzung

Empfohlen wird, dass Kinder bis zum Alter von drei Jahren überhaupt nicht fernsehen sollen, sondern erstmal die echte Umgebung entdecken und erfassen, die genug Anregungen und Überraschungen bietet; sowieso fehlt ihnen die Fähigkeit, die Inhalte richtig zu verarbeiten. Von drei bis fünf Jahren genügt eine Einstiegsdosis von maximal 30 Minuten, die sich ab sechs Jahren auf eine Stunde ausdehnen lässt. Erst ab zehn bis 13 Jahren sollten Eltern ihren Sprösslingen 1,5 Stunden Fernsehkonsum genehmigen.

Es sollten vonseiten der Eltern klare Richtlinien vorgegeben werden, die freilich nicht nur die Dauer, sondern auch die Programmauswahl und den Zeitpunkt betreffen. Freilich können und sollen Computer, Internet, Mobiltelefon und TV nicht vom Alltag unserer Kinder ausgeschlossen werden - schließlich sind sie Bestandteil des modernen Alltags. Doch die kleinen Fernsehanfänger sollten behütet in das Medienleben starten. Das bedeutet auch, dass das Kind anfangs nicht alleine vor dem Fernsehgerät sitzen sollte, auch wenn die Versuchung groß ist, kurzfristig den quadratischen Babysitter zu nutzen, um schnell etwas in Ruhe erledigen zu können. 

Generell darf man sich betreffs Fernsehkonsum den Grundsatz "Weniger ist mehr" zu Herzen nehmen, schon alleine deshalb, weil es sich dabei um eine sitzende Tätigkeit handelt. Zu viel Zeit vor der Flimmerkiste zu verbringen, erhöht die Aussicht, Übergewicht mit all seinen bekannten Risiken zu entwickeln. Enorm wichtig ist - wie in anderen Bereichen - das Vorbild, das wir dem Nachwuchs bieten. 

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